Die "fünf Schildkröt
Kinder" Als im Frühjahr 1933 die Modelle "Inge" und
"Hans" unter Modellschutz gestellt wurden, dachte wohl niemand daran, daß diese beiden zusammen mit den späteren Puppen "Christel", "Bärbel" und "Strampelchen" über 25 Jahre lang die meist gekauften
Puppen der Spielzeugbranche werden sollten. Das Aussehen der Puppen in "fleischfarbig" oder "sonnenbraun" ist nur aus dem damaliegen Zeitgeist zu erklären: sonnengebräunt und gesund wirkend war das
Schönheitsprinzip. Doch die "Hautfarbe" allen erklärt nicht den Erfolg dieser Serie. Die Rheinsiche hatte in den Jahre zuvor schwere wirtschaftliche Krisen durchgemacht. Neue Eigentümer und neues
Mangment sowie der Zusammenschluß mit der Celluloid-Fabrik. Dr. Hunaeus gaben frischen Auftrieb und eine mordernere Modellpolitik. Modelleur Franz Döbrich schuf zeit- und kindgerechte Puppentypen, in
der Puppengeschichte in etwa vergleichbar mit dem Aufkommen der Charakterpuppen im Jahre 1909. Der neue Puppentyp hatte einen gut
proportioniertenStehbaby-Körper mit kleinem Bäuchlein und strammen Beinen. Der fleichfarbenen, naturgetreue Hauptton mit blonden Haaren oder das vor Gesundheit strotzende "Sonnenbraun" mit dem
silberblonden Haar zeigte die Wunschkinder jener Zeit. Das "Sonnenbraun"wurde duch Aufspritzen eines braunen Mattlacks erzielt. Der silberblonde Efekt der Haare wurde mit der Verwendung ener
sogenannten "Fischperl-Essenz" (Perlmutt) erreicht. Natürlich wurden im Laufe der folgenden Jahre
an den Modellen selbst Verbersserungen vorgenommmen mehr Standard-Größen, Schlafaugen mit und ohne Wimpern, lebende feste oder Glasaugen, leicht verändete Tönungen der Haarfarbe. Wenig bekannt ist
das "Inge", "Hans" und später auch die "Christel" zuerst mit einem Sitzbaby-Körper angeboten wurden. 1939 wurde auf der Leipziger Messe eine
weitere Neuheit von Schildkröt vorgestellt: für alle Pupen mit bewegichem Kopf ein neues "Gestell", als neuer Körper mit einem vielfältigeren Größensortiment. Er war schlanker geformt (selbst die
Beine verloren ihre Speckfätchen) und unverändert bis in den 50er Jahren erhältlich. Schildkröt sahr die 5 Puppenkinder als eine Einheit. Sie wurden bei allen Gelegenheiten als die "fünf"
Schildkröt-Kinder angepriesen. Katalogtext 1939 für die Händler "Bei Druchsicht dieses Kataloges haben Sie die Reichhaltigkeit der Schildköt-Puppen-Kollektion kennengelernt. Sie werden bemerkt haben,
daß fünf Modelle besonders hervorragen; es sind die "fünf Schildkröt-Kinder`Bärbel, Christel, Hans, Inge Strampelchen. Jede gute Dekoration mti diesen fünf Modellen macht Ihr Schaufenster lebendig
und anziehend; sie zeigt die reiche Auswahl, und besonders die Mutter, deren Kind bereits eine "Schildkröt-Puppe" hat, wird es sicher begrüßen, wenn sie eine zweite oder dritte Puppe als
Schwesterchen oder Brüderchen in eiem anderen Modell hinzuschenken kann." Nach dem kriegs und nachkriegsbedingenten
Produktionsstopp wurden unter amerikanischer Leitung zunächst "Inge", "Christel","Bärbel" und "Strampelchen" nur für den US-Export angefertigt. Erst ab 1950/51 füllten sich die Regale in den
Spielzeuggeschäften wieder mit Schildkröt-Puppen. 1951 wurde eine neue Haarfärbung. braun unter Verwendung einer Bronce von gänzende Wirkung zur Erzielung des Haarglanzes eingeführt. So entstanden
die Modelle mit braunen oder roten Haartönen und schimmernden Effekten, die aber auch schon Ende der 30er Jahre verwendet wurden. Als 1953 als Ersatzmaterial "Tortulon" aufkam,
wurde das Celluloid mehr und mehr vom Markt verdrängt. Manche "Tortulon"-Modelle der "Schildkröt-Kinder" erhielten im Gegensatz zu den bisherigen Ausführungen an den Armen
Kugelgelenke. Ende der 30er Jahre liefern Schildkröt die
Puppen nackt oder im Hemd ab Werk. 1939 werden sie auch gekleidet Mdelle angeboten, die mit den Etikett "Orginial - Schildkröt-Kleid" gekennzeichnet sind. Der 1940er Katalog zeigt zum ersten Mal eine
große Auswahl gekleideter Puppen. Zwar gab es schon in der Vergangenheit für "fleißige Puppenmuttis" Modehefte mit Kleiderschnitten für Schildkröt-Puppen, aber die bekleideten Exemplare waren imer in
Thüringen Puppenfabriken angezogen worden. Von diesen "fünf Schildkröt-Kindern" sind
einige Modelle nicht mit dem Schildkröt-Markenzeichen, sodern mit einem Storch und dem Verkmerk "Made in Holland" gefunden worden. Dafür gibt es folgende Interpretation: auf Grund der kiegsbelatenden
nicht deutschfreundlichen Stimmung in Holland nach 1945 kam der damalige rührige niderländische Generalimporteur wegen der großen Nachfrage nach Schildkröt-Puppen auf die Idee, die Puppen schon in
Mannheim bei der Ferigstellung mit einem anderen Markenzeichen zu versehen. So endstanden die "Stroch-Puppen, die dann in Holland nur noch angezogen wurden. Es soll sich bei den so gezeichneten
Exemplaren ausschießlich um Original Schildkröt-Puppen handeln. Eine ähnliche Variante gibt es auch noch in Dänemark, deren Entstehung ähnliche Gründe hatte. Anzumerken bleibt, daß alle "fünf
Schildkröt-Kinder" seit 1980 als Repliken auf dem Markt kamen und in 46 cm, ab 1984 in der Klasik-Kollektion von der "Schildkröt Puppen GmbH." (damals Kaufbeuren) heute in Rauenstein/Thüringen zu
neuen leben erwachten. Heute gibt es einen umfangreichen Schildkröt-Puppenkatalog mit vielen Spiel, Liebhaber und Sammlerpuppen.Schildkröt-Puppen u. Spielwaren GmbH, Die Trationsmarke seit 1896 Made
in Germany